Eine Lebensreise für die greifbare Kunst

Sich einem höheren Ziel zu verschreiben ist keine leichte Aufgabe. Auch und vor allem in den kämpferischen Künsten. Der Hamburger Lehrer Hubert Wolf, kann davon endlos rezitieren. Tut es aber nicht. Er beschränkt sich auf das Wesentliche: „Wenn etwas nicht funktioniert, lass es bleiben:“

Seiner hünenhaften Statur von knapp 1,90 Metern, mag man diesen auffordernden Ratschlag umgehend abnehmen. Doch bei weiterem hinhören offenbart sich ein ganz anderes, viel diffizileres Bild. „Lös die Probleme nicht mit Kraft.“ Konnte das sein?

Eine Person, die sicherlich die meisten Konflikte im Handumdrehen lösen konnte, wobei das Handumdrehen hier wortwörtlich gemeint ist, sagt seinen heranwachsenden und erwachsenen Schülern und Schülerinnen, sie sollen die Dinge nicht mit Kraft angehen, sondern mit Technik.

Ja, das konnte, sollte, muss auch so sein. „Wenn Kraft auf Kraft trifft, gewinnt der Stärkere. Das ist kein Kung Fu.“

Viele der Schüler sind schon seit über einem Vierteljahrhundert und mehr in der Lehre von Hubert Wolf. Was ist das besondere an dem Kung Fu dieses Mannes?

Kompromisslos. Er bringt einen kostbaren Mehrwert in das bloße Treten und Schlagen. Sein Wesen ist glasklar und nicht heut so und morgen so. Eine unbeirrbare moralische Instanz. Er ist permanent am prüfen und entscheiden. Du kannst mit ihm über alles reden. Er hat den Wunsch, dass ihn seine Schüler übertreffen. Ein wahrer Förderer. Jemand der zuhört. Er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist sich zu entscheiden.

Seine Schüler wissen natürlich schon längst, dass sie den für sie richtigen Lehrer gefunden haben. Die Worte über ihren Lehrer wollen sicherlich gehört sein, doch mehr noch und viel wichtiger ist das was die Menschen sind und was sie werden, als das was sie sagen. Und mehr noch als die Worte der eigenen Kung Fu Familie sind die Taten anderer Kampfkünstler eine viel objektivere Aussage.

In den letzten Jahren ist einiges passiert im Leben von Hubert Wolf. Der physisch einst unbeugsame Kerl musste sich zwei schweren Hüftoperationen unterziehen. Der Beginn einer Kampfkunstkarriere in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren, war alles andere als eine Heillehre und ein zermürbendes Training auf Betonboden war keine Seltenheit. Schweren Herzens trennte sich Hubert Wolf im April 2013 von seinen alten Vereinskollegen im DWKV und kündigte dem Verband mit dem er 35 Jahre lang verbunden war. Er begann verstärkt seinen eigenen Weg zu formen und das Wolf Active Self Defense System (seit 1991) war nach über 20 Jahren der Entwicklung nun reif für die Öffentlichkeit. Er wurde vom Ryoku Shin Do bereits im Jahr 2010 mit dem 6. Dan graduiert und im Jahr 2014 feierte er sein 50-jähriges Kampfkunstjubiläum, wo ihn die Budo Black Belt Society mit dem Titel des Grandmaster (9th Degree) ehrte. Die zweite Hälfte seines Kung Fu-Weges hat also mittlerweile begonnen. Viele Kampfkunstexperten beschenkten die Schule & SchülerInnen von Hubert Wolf mit ihrem Wissen und sind in freundlicher Gesinnung verbunden geblieben. Meister aus dem Judo, Karate, Capoeira, Escrima, Arnis, Systema, Krav Maga, Ju Jutsu, Grappling, Taji, Pointfighting, Vollkontakt und aus vielen anderen Bereichen waren zu Besuch in diesem Jahrzehnt. Das Kung Fu im Kwon des Langenorner Alstertals ist von der starken Blume des traditionell erlernten Wun Hop Kuen Do zu einer harmonischen Wiese an Farben, Formen und intensiven Sinneseindrücken herangewachsen. Eine reife Kunst.

Zuletzt nun am vergangenen Donnerstag wurde Hubert Wolf eine weitere besondere Ehrung zuteil. Shihan Klaus Nonnemacher, Präsident der WKU – World Kickboxing and Karate Union ernannte Hubert Wolf im Namen des Verbandes zum Grandmaster. Damit hatte kaum einer gerechnet. Am allerwenigsten wohl der Grandmaster selbst. Ein Lachfältchen mehr dürfte mit Sicherheit am sehr späten Ende dieses Tages übrig geblieben sein. (mehr über diesen Abend in den nächsten Tagen an dieser Stelle.)

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Ob die Schüler im Kwon etwas von dem weiteren Grandmaster Titel bemerken werden? Vermutlich nicht. Für sie ist der Sifu von damals der gleiche wie heute. Ein Mensch, der sich in der Vervollkommnung des Kung Fu befindet und auf neuen Wegen voranschreitet. Nichts anderes vermittelt er seinen Schülern und Mitmenschen. Authentisch. Ein Grandmaster eben.

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