Das Gerade trifft das Runde

Seit einigen Jahren haben wir eine neue Tradition eingeführt. In regelmäßigen Abständen haben wir Meister aus den verschiedensten Kampfkünsten zu Gast, welche uns in einem kleinen Seminar die Gelegenheit geben, unseren eigenen Horizont zu erweitern. Vom Vollkontakt Kickboxen bis hin zum philippinischen Stockkampf war schon eine Menge dabei. Informationen zu allen Seminaren können auf der Vereinshomepage nachgelesen werden.

Dieses Mal hatten wir einen besonderen Gast, auf den wir uns schon lange gefreut haben. Sigung Hubert Wolf hatte einen alten Bekannten geladen. Aus unserem Kwon wurde ein Dojo, welches der japanische Begriff für den Unterrichts- und Trainingsraum ist. Ein Sensei aus dem Shotokan Karate beehrte uns mit einigen, wichtigen Basisprinzipien aus der Kampfkunst der leeren Hand.

Das Karate-Do entwickelte sich auf den Ryukyu-Inseln, welche sich auf halbem Weg zwischen Japan und Taiwan befinden (dem heutigen Okinawa). Historikern zufolge, als vor 500 Jahren per Regierungserlass Waffen verboten wurden.

Die Stilrichtung des Shotokan zeichnet sich durch einen sehr festen, erdverwachsenen Stand aus und rasche Arm- bzw. Beintechniken, welche mit einer einzigen Bewegung grösstmögliche Wirkung entfalten.

Derart gestaltete sich auch das Seminar. Wir begannen die Stunde mit der traditionellen Begrüßung im Sitzen und im Angesicht aller Teilnehmer, kreisförmig verteilt, begleitet von einer kurzen meditativen Sammlung in unser Wesen hinein. Der Ritus der Begrüßung hat in den Kampfkünsten einen hohen Stellenwert. Achtung, Vertrauen und Respekt gegenüber den Partnern, als auch die Bereitschaft sich mit Hingabe dem Weg zu widmen sind ein Teil Grußes. Es ist viel mehr als ein Handschlag und soll uns auch daran erinnern, dass wir alle gleich sind auf der langen Reise der kämpferischen Auseinandersetzungen. Wer abgehoben ist kann keine Verbundenheit mit der Erde eingehen.

Die Gemeinsamkeiten im Karate und Kung Fu ließen sich heute am besten an den Unterschieden festmachen. Dort wo sich die Stellungen des Kung Fu sonst noch ein paar Freiräume gönnten, präsentierte uns das Karate eine feste und lineare Ausrichtung. Es war genau dort auf dem Punkt, wo beim Kung Fu aus der Bewegung heraus, in eine andere Bewegung hinüber gegangen würde.

Wir lernten unsere Techniken zu „schließen“, sprich aus der bewegungslosen Stellung unserer Mitte heraus, blitzschnell anzugreifen (oder auch zu verteidigen), genau dort zu sein, wo wir es beabsichtigten, um dann wieder in eine feste Stellung zurückzukehren. Dabei half uns der Sensei mit genauen Anleitungen zu Hüftdrehungen, Fußpositionierungen und Ganzkörpereinsatz.

Die jahrzehntelangen Erfahrungen als erfolgreicher Turnierkämpfer flossen in die Anleitungen mit ein und wir erhielten sowohl wettkampftaugliche, als auch realistische Anwendungsmöglichkeiten. Das Repertoire des Abends wurde durch Blocks, Tritte und Schrittfolgen erweitert und nur zu gern hätten wir uns umgehend von noch mehr Feuer des Abends beleben lassen, doch so präzise wie das Karate-Do lief auch das Uhrwerk im Dojo, aus welchem nach sechzig Minuten bereits wieder ein Kwon wurde. Natürlich nicht ohne das vorherige Za-Rei. Der Verabschiedung, zum Abrunden des Unterrichts.

Übrigens: Wer es noch nicht bereits wusste: Bei dem Lehrer des Seminars handelte es sich um niemand anderen als den 1. Vorsitzenden des SCALA, in dessen Räumlichkeiten wir unseren Unterricht machen: Sensei Andreas Brannasch.

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